Neven Subotic ist Profifußballer, spielte über 10 Jahre bei Borussia Dortmund, nun bei  St. Etienne in Frankreich. Am 16. November 2012, mit nur 23 Jahren, gründete er die Neven Subotic Stiftung mit Sitz in Dortmund. Die Stiftung realisiert WASH-Projekte (Wasserbrunnen, Sanitäranlagen und Hygieneschulungen) in Äthiopien.

Mit uns redet er über seine Werte, über Engagement mit 20 und warum Ehrenamt ein Luxus ist.

Neven, stellen wir uns doch mal vor wir sind Anfang 20. Wir haben ein gutes Leben, wir sind versorgt, wir haben Freunde und können studieren, tanzen, arbeiten und reisen gehen. Es fehlt uns an nix. Unsere Woche ist voll und wir sind erfüllt. Warum sollten wir uns sozial engagieren?
Das ist eine gute Frage und sehr schwierige Vorstellung… (lacht) Doch mal im Ernst: Wenn wir diesen Standard schweigend genießen, was unterscheidet uns dann von den Kolonialisten der letzten Jahrhunderte? Denen ging es damals auch gut, doch war das, was sie gemacht haben, deshalb richtig? Es hat schon einen Grund wieso ausgerechnet wir so leben können, wie wir leben. Und wir können uns natürlich entscheiden wegzuschauen oder eben auch nicht. Stellt euch in die Schuhe der Gleichaltrigen in anderen Ländern und fragt euch, ob das Leben fair ist. Wenn ihr der Meinung seid “Nein”, dann “Herzlich Willkommen!”, gestaltet die Zukunft mit für eine bessere Welt. Auf diesem Wege werdet ihr zu herausragenden Menschen und die positivsten Seiten des Lebens kennen lernen.

Anders als die anderen Kinder

Hat dich das dazu bewogen mit nur 23 Jahren, neben deiner Karriere als Profifußballer, auch noch deine eigene Stiftung zu gründen und zu leiten?
Ich hab früh angefangen den Status quo und meine “natürliche Entwicklung” zu hinterfragen. Damals war ich schon aktiv bei anderen sozialen Organisation, die aber vom geografischen Umfang ihrer Arbeit sehr limitiert waren. Dementsprechend auch mein Engagement. Irgendwann habe ich wirklich mal nachgedacht, was ich da gerade tue und mir wurde etwas klar: Mein Leben nach “dem einfachsten Weg, der vor einem liegt” zu gestalten, war nicht mein Wunsch. Ich wollte einen neuen, meinen Weg finden.

Neven Subotic bei einem seiner Besuche in Äthiopien. Hier bei einem Treffen mit der äthiopischen Partnerorganisation REST (Foto: N2S Media)

Laut der aktuellsten Freiwilligensurvey 2014 engagieren sich 43,6 % der deutschen Bevölkerung ehrenamtlich.Kennst du davon viele in unserem Alter?
Mein Umfeld ist besonders, da ich tagtäglich mit den genannten 43,6% in Kontakt bin. Sie beleben unsere Stiftung und transportieren unsere Werte und Themen an neue Menschen. Eine enorm wichtige Arbeit. Hierbei spüre ich keine Altersunterschiede, ob jung oder alt, das vereinende Element ist doch der Wunsch etwas mit seinem Leben zu bewirken und das fängt bei manchen eben schon sehr früh an.

Ehrenamt ist Luxus

In der gleichen Umfrage wird deutlich, dass Menschen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen sich wesentlich weniger engagieren als ihre Altersgenossen mit höheren Abschlüssen. Will diese Gruppe nix bewirken?
Wer 2 Jobs im heutigen Niedriglohn- bzw. Überlebenssektor hat, der hat in der Regel keine Zeit sich daneben zu engagieren. Diese Demografik darf man nicht 1:1 vergleichen, da der Alltag und die Probleme darin unterschiedlich sind. Volunteering ist ein Luxus in der Hinsicht. Auch hier in Deutschland, darüber sollte wir uns bewusst sein und es noch mehr zu schätzen wissen, helfen zu können.

Auch in diesem Jahr besuchte Neven Subotic einige Projekte und Menschen in Äthiopien. Unter Anderem der Fußball hat ihn dort hingebracht (Foto: N2S Media)

Du weisst wovon du redest: Bei dir gehörte das soziale Engagement als Person des öffentlichen Lebens, als junger Profi-Fußballer quasi zum guten Ton. Die meisten Vereine lassen ihre Spieler gern medienwirksam “helfen”. Engagement leicht gemacht. Auch ein gewisser Luxus oder?
Ja so ähnlich war das…Doch “medienwirksam auftreten” ist meiner Meinung eine niedrige Latte beziehungsweise für mich deutlich zu wenig und manchmal sogar schädlich. Einmalige Jahresbesuche als eine soziale Tat zu kommunizieren, die dann eine Art Norm für “soziales Engagement” darstellen sollen, finde ich für den “Promi” selbst, aber vor allen Dingen auch für die Wirkung nach Außen hin, sehr bedenklich und hat für mich wenig mit Luxus zu tun. Ich finde, und das tun auch einige Vereine, dass darüber hinaus ein nachhaltiges Konzept, was auch das Leben des “Volunteers” verändert, der richtige Weg ist, um eine Veränderung zu bewirken. Für die Menschen für die man sich einsetzt und genauso auch für sich selbst.

Veränderung bewirken…Wenn ich mit meinen Freunden über globale Missstände spreche, beschreiben sie oft ein Gefühl der Hilflosigkeit oder Überforderung. Sie fühlen sich als einzelner Mensch machtlos. Du scheinst das nicht zu kennen, oder?
Ich kenne die Situation gut, aber habe gelernt, dass vom Nichtstun niemals etwas geschehen wird. Deshalb wäre mein Rat, den ich selbst gelebt habe, einfach mal anzufangen. Schreibe Organisation A an und frag, wie man helfen kann. Falls das zu dir passt, super, falls nein, dann Organisation B. Es macht natürlich Sinn nicht alphabetisch vorzugehen, sondern im Vorfeld schon mal zu schauen auf der Website oder Facebook oder so.

Jeder kann etwas bewirken in seinem Möglichkeitsbereich.

 

Euer Interesse ist geweckt? Hier erfahrt ihr mehr über die Arbeit der Neven Subotic Stiftung

 

Die Neven Subotic Stiftung finanziert den Bau von Brunnen und Sanitäranlagen in Äthiopien (Foto: N2S Media)