Ulrich Kipp ist 59 Jahre alt und seit 13 Jahren ehrenamtlich für den Weltladen in Vreden aktiv. Als zweiter Vorsitz des „Weltladen Vreden e.V.“ koordiniert er neben seinem Hauptberuf den Weltladen in Vreden und erzählt über seine Motivation, mit der er im Laden mitwirkt.

Sie sind nun schon lang im Weltladen Verein aktiv, welche Motivation hat Sie dazu gebracht?
Der Weltladen wurde ja schon 1996 gegründet, ich kam 2005 mit kirchlicher Motivation zum Verein. Ich trat ein, weil ich mich kirchlich engagieren wollte und immer noch will, vor allem was Frieden, Gerechtigkeit und Wahrung der Schöpfung angeht. Als Student der 80er Jahren habe ich die ganzen Debatten um NATO-Nachrüstung mitgemacht, und mich dadurch sehr stark für dieses Thema interessiert. Man kann sagen, dass das eine Lebensgeschichtliche Angelegenheit ist.


Auch christliche Waren gibt es hier zu kaufen, wie z.B. Kreuzketten

Welche Produkte werden hier im Laden denn angeboten?
Auf der linken Seite des Ladens bieten wir Lebensmittel und auf der rechten Seite Handwerk an. Zu den Lebensmitteln gehören unter anderem Kaffee, Reis, Schokolade und vieles mehr und zum Handwerk Schüsseln, Tierfiguren, Tramfänger und auch Taschen. Wir haben auch eine Schmuckabteilung. Sehr oft wird hier übrigens Wein gekauft.
Am meisten wird hier so im November und Dezember eingekauft. Für Geschenke kommen hier sehr viele Leute her.


Im Weltladen wird fair gehandelter Reis unter anderem aus Indien und Thailand verkauft

Was bedeutet es für Sie, dass die Arbeit im Weltladen ehrenamtlich ist?
Es ist hier allen sehr wichtig, besonders, weil wir eigenständig sind und nicht kirchlich angebunden. Das wurde vor meiner Zeit festgelegt, damit es keine Abhängigkeiten gibt. Finde ich persönlich sehr klug, sonst hätten wir nicht die freie Wahl unseres Standortes gehabt. Möglicherweise wären wir sogar in der Bibliothek gelandet und wir wollten einfach die freie Wahl haben wo wir unseren Laden eröffnen. Unsere Eigenständigkeit ist unser großes Pfund. Die Mitgründerin Pauline Gehling, arbeitet übrigens heute noch ehrenamtlich im Weltladen in Vreden.

Apropos Gründer, wie entstand der Weltladen?
Schülern die fair gehandelten Kaffee auf dem Marktplatz verkauften. Vor der Gründung des Weltladens so ca. 1982 haben Schüler der achten und neunten Klassen jede Woche auf dem Vredener Wochenmarkt INDIO-KAFFEE aus Guatemala verkauft. Aus dieser Idee kam es zu der Entstehung des Weltladens.


Der 1996 gegründete Weltladen ist bis heute ein beliebter Fair-Trade Laden in Vreden

Wie viele Mitarbeiter hat der Weltladen denn?
Insgesamt sind wir so zwischen 35 – 40 Mitarbeitern und eher ein „Seniorenverein“ aber begrüßen immer gerne auch jüngere Mitarbeiter. Bei uns kann man einfach Fragen und wird dann genommen, es ist ja alles ehrenamtlich. Dazu gibt es auch kein Hauptamt und wir finanzieren uns komplett selbst mit dem Ziel Produkte der einen Welt zu verkaufen.

Haben Sie auch persönliche Verbindungen zu den Menschen, die Ihre Produkte herstellen?
Alle zwei Jahre kommen Produzenten hierher und stellen Ihre Produkte vor. Wir sind in Kooperation mit Projekten in Brasilien und hatten hier schon Textilgewerkschaftler, Specksteinproduzenten und vieles mehr. Diese Werden dann von der GEPA (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt) und El Puente finanziert.
Früher waren es vier Projekte in Brasilien, jetzt sind es noch drei. Uns wurde dann geschrieben „Wir brauchen kein Geld mehr. Wir haben es geschafft und sind jetzt eigenständig.“ Das sind dann natürlich Sachen, die man gerne hört und wir sehen dann es lohnt sich das zu tun, was wir machen.


Auch die Artikel für Dekorationen sind handgemacht

Sie bekommen ja hierfür kein Geld, wie finanzieren Sie sich?
Hauptberuflich bin ich Schulleiter des Berufskollegs für Technik in Ahaus. Es ist schwer alles unter einen Hut zu bekommen, deswegen habe ich leider nicht so viel Zeit wie die Kollegen in Pension. Das würde ich zeitlich nicht schaffen.

Und wie ist das mit der Finanzierung des Ladens?
Es kommen ja kaum Kosten auf, sondern nur für die Miete, Strom, Wasser und Telefon. Die Arbeitskräfte „kosten ja nichts. Und alles was wir finanzieren Müssen kommt aus den Gewinnen, die wir hier erzielen. Daher sind wir auch ein Gewinnorientierter Laden.

Kaufen Sie hier selbst auch ein?
Ja, Kaffee schon seit Jahrzehnten. Manchmal auch Reis, je nach Bedarf und die Süßigkeiten kann man auch gut kaufen. Beim Handwerk ist der „Nachteil“, dass man irgendwann alles hat, aber ich kaufe hier jedes Jahr eine neue Krippe (lacht).


Die Weine, die hier verkauft werden stammen zum größten Teil aus Chile, aber auch aus Algerien