• Der Bogensport-Club-Gelsenkirchen möchte wieder eine Jugend aufbauen.
  • Es mangelt es an Nachwuchs, nur zwölf von rund 100 Mitgliedern sind minderjährig.
  • Aktuell liegt der Altersdurchschnitt des BC-Gelsenkirchen etwa bei 50 Jahren.

Pfeile sausen durch die Luft und schlagen geräuschvoll in der Zielscheibe ein. Ansonsten ist es ruhig, wenn geschossen wird, denn Konzentration ist gefragt. Alle warten, bis jeder geschossen hat, dann gehen sie ihre Pfeile holen; dabei kommt es zu Gesprächen. Wieder zurück am Platz, fokussieren sich die Schützen wieder auf das Ziel.

Ein Sport mit Tradition

Bogenschießen ist ein Sport mit Tradition. In Gedanken an Filme über Robin Hood oder Serien wie „Vikings“ kommt es einem fast altertümlich vor, mit Pfeil und Bogen zu hantieren.

Auch in Schützenvereinen ist die historische Art zu Schießen schon immer vertreten. Aus dem Bürgerschützenverein Erle, der 1895 als Gründungsdatum angibt, bildete sich 1972 die Abteilung es Bogenschießens als eigener Verein heraus. Heute heißt dieser Bogensport-Club-Gelsenkirchen.

Jugend im Traditionsverein

Es ist Mittwoch, 17 Uhr und die Mitglieder des BC-Gelsenkirchen finden sich in einer der Sporthallen an der Gesamtschule Bergerfeld zusammen. Sie alle haben ihre Ausrüstung dabei und wollen trainieren. Insgesamt ist heute etwa die Hälfte der 60 aktiven Mitglieder erschienen. Die Halle ist gut gefüllt. Auf die hinteren beiden Zielschreiben ganz rechts haben es fünf der jüngsten Mitglieder des Vereins abgesehen. Ely, Eypü, Marius, Shavval und Hilal stehen in einer Reihe und zielen nacheinander auf die bunten, kreisrunden Vorlagen.

Die Jüngste des Vereins ist die kleine Hilal mit ihren zehn Jahren. Sie ist seit diesem Sommer dabei und durch ihre Schwester Shavval zum Bogenschießen gekommen. Diese ist durch Filme auf die Sportart aufmerksam geworden und wollte es daraufhin unbedingt ausprobieren. Für sie liegt der Reiz darin, dass sie sich „auf eine Sache konzentriert und alles andere ausblenden kann“, erzählt die zwölf-Jährige.

Die aktuelle Jugend beim Schießen. Foto: Dorothee Hoppe

Förderung der Schützenjugend

So wie Shavval auf den Bogensport gekommen ist, ist es tatsächlich öfter. Filme haben wohl schon immer eine gewisse Rolle gespielt. Der Animationsfilm Merida sei damals ein Hype gewesen, durch den ganz viele Kinder plötzlich Bogenschießen wollten. Bei sowas wäre das Durchhaltevermögen aber immer unterschiedlich, wie Heike Wielens berichtet. Sie ist selbst Bogenschützin und betreut den Nachwuchs des Vereins mit. So richtige Werbung betreibt der Club aktuell allerdings nicht mehr, da alles, was sie ausprobiert haben, oft im Sande verlaufen sei.

Dennoch wollen sie die Jugend fördern, denn der aktuelle Altersdurchschnitt des Vereins liegt zwischen 45 und 60 Jahren, der älteste Schütze ist sogar 83 Jahre alt. Wie jeder Verein ist auch der BC auf Nachwuchs angewiesen, deshalb nehmen sie aktuell nur Jugendliche auf, die das 18 Lebensjahr noch nicht vollendet haben. „Wer jetzt kommen möchte, den pflegen wir mit in unser Training ein, weil es da oft so ist, dass sie nicht mehr möchten, wenn sie erst ein halbes Jahr warten müssen“, erklärt Heike. Allerdings sollte ein Mindestalter von zehn Jahren und eine Mindestgröße von etwa 1,30 Meter gegeben sein, da der Bogen schon sicher gezogen werden müsse.

Pfeil und Bogen sind keine Waffen

Es gibt diese Bestimmungen, denn Sicherheit geht vor, auch wenn der Bogen nach dem Gesetz keine Waffe sei. Da etwas nur als Waffe gilt, wenn dort Energie gespeichert würde, wie zum Beispiel in einer Handfeuerwaffe, klärt Heike Wielens auf. Dennoch gehört der BC-Gelsenkirchen zum westfälischen und zum deutschen Schützenbund.

Beim Bogenschießen ginge es jedoch um eine gewisse Art der Selbstkontrolle. Es sei ein komplexer Sport, beschreibt die Schützin, die vor einigen Jahren durch ihren Sohn mit Pfeil und Bogen in Kontakt kam. Der zwölf-jährige Ely kann das bestätigen: „Es ist erleichternd, wenn du den Pfeil in der Hand hältst und dann beim Schuss loslässt.“

Schutzvorkehrungen sind getroffen, die Haltung eingenommen, das Ziel ist fokussiert. Foto: Dorothee Hoppe

Trainingsunterschiede und Schussentfernungen

Der junge Bogenschütze Ely und die anderen Kinder und Jugendlichen im Club werden beim Training intensiver betreut. Denn die Fehler, die sich jetzt einschleichen, würden sie sonst ihr ganzes weiteres Sportleben mitnehmen – wenn sie denn beim Bogenschießen bleiben. Ansonsten seien die Unterschiede im Training von Erwachsenen und Jugendlichen nicht allzu groß, berichtet Co-Jugendtrainerin Heike. Ein bisschen Variation gibt es aber doch: Damit es nie langweilig wird, dürften sie die Pfeile auch schonmal auf Ballons oder Wasserbomben abschießen, was allen viel Spaß mache und Abwechslung zum normalen Training bietet.

Im Sommer trainiert der Bogensport-Club übrigens in seiner Anlage an der Bergstraße. Dort schießen die Mitglieder auf verschiedene Entfernungen, diese sind nach dem Alter gestaffelt. Bei den Schülern gibt es die Stufen A, B, C und Jugendliche und die müssen dann auch über 18, 25, 30 und 45 Meter weit schießen. In der Halle schießen alle aus Platzgründen nur die 18 Meter, dafür ändert sich die Auflagengröße auf den Zielscheiben.

Die Bögen müssen warten, wenn die Schützen nach einem Durchgang die Pfeile holen gehen. Foto: Dorothee Hoppe

Gegen Ende des Trainings um 19 Uhr ist die Geräuschkulisse lauter geworden. Einige sitzen auf der Bank und warten auf einen freien Startplatz, andere machen Pause oder fangen an, einzupacken. Währenddessen reden sie über ihre Bögen, die letzte Qualifikation oder die Familie. Sie kennen sich. Sie verabschieden sich und geben Grüße für Schützenmitglieder mit, die nicht beim Training waren.