• Reichen fünf Tage aus, um sich verständigen zu können?
  • Passives Lernen unterstützt den Fortschritt
  • Ein Crashkurs bietet eine gute Grundlage zur Verständigung

Der Wunsch, meine Fremdsprachenkenntnisse aufzubessern ist nicht neu. Das Internet ist voll von Tipps, Videos und Lernkursen, die versprechen, schon in einer Woche eine neue Sprache lernen zu können. Aber ist das realistisch? Um diese Frage zu beantworten habe ich den Selbstversuch gewagt und getestet, wie viel Italienisch ich in fünf Tagen lernen kann.

Bevor ich mit dem eigentlichen Lernen beginne, mache ich mich im Netz auf die Suche nach Tipps, wie ich die kurze Lernzeit möglichst effektiv nutzen kann. Mein Ziel ist es, mich einem Muttersprachler am Ende der Woche auf Italienisch vorstellen zu können.

Tipp 1: Möglichst viel mit der Sprache beschäftigen

Ein Ratschlag der mir bei meiner Recherche immer wieder begegnet: Sich so viel wie möglich mit der neuen Sprache auseinanderzusetzen. Da mein Handy mein ständiger Begleiter ist, lade ich mir also zunächst eine Sprach-App herunter. Für den Einstieg eine gute Wahl. Die Bedienung ist denkbar einfach. Aufgeteilt in schwerer werdende Level, entwickelt die App schnell einen gewissen Suchtfaktor. Aus der, von der App vorgesehenen, täglichen Viertelstunde wird schnell eine ganze.

Nachdem ich erste grundlegende Vokabeln verinnerlicht habe, gehe ich am zweiten Tag einen Schritt weiter. Um mich möglichst rund um die Uhr mit meiner neuen Sprache zu konfrontieren, beschrifte ich sämtliche Möbel meiner Wohnung mit den dazugehörigen italienischen Begriffen.

Auch digital verabschiede ich mich für die kommenden Tage von meiner Muttersprache und stelle die Systemsprache meines Handys und Laptops auf Italienisch um. Ich habe zwar nicht das Gefühl, dadurch einen sonderlich großen Lerneffekt zu erzielen, aber zumindest erinnert es mich daran, mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Tipp 2: Passives Lernen gegen Motivationstief

Am Freitag passiert es mir dann aber doch. Es ist der dritte Tag meines Experiments und meine Motivation hält sich stark in Grenzen. Mir schwirrt der Kopf von den vielen neuen Vokabeln und die komplexer werdenden Grammatikübungen meiner Sprach-App werden zu einem einzigen Rätselraten. Ich erinnere mich an einen weiteren Tipp meiner Recherche: Entscheidend ist die Abwechslung von aktivem und passivem Lernen.

Für den Rest des Tages ignoriere ich also mein geplantes Lernpensum und suche nach italienischer Musik, die mich beim Aufräumen und im Auto begleitet. Bewusst verstehe ich nicht viel, aber es hört sich flüssiger an als meine eigenen Satzbau-Versuche und meine Laune hebt sich etwas.

Tipp 3: Mit Muttersprachlern unterhalten

Ich beende den Tag mit einer Youtube-Playlist der wichtigsten italienischen Redewendungen und stelle am nächsten Tag fest, dass die Pause wirksamer war als gedacht.

Zu meiner Überraschung fallen mir die Lektionen samt Grammatik-Aufgaben jetzt deutlich leichter. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, mich in ganzen Sätzen ausdrücken zu können und starte optimistisch in den letzten Tag meines Versuches. Das Erfolgserlebnis des Vortages stimmt mich optimistisch, dass ich mich jetzt in meiner neuen Sprache vorstellen kann.

Ich schreibe mir noch einmal auf, was ich sagen könnte. Dass ich dabei einen Großteil aus dem Gedächtnis und nur einen kleinen Teil aus dem Wörterbuch aufschreibe, freut mich umso mehr. Für meinen abschließenden Praxistest unterhalte ich mich mit Giuseppe Bellia, genannt Pino. Der 26-jährige Deutsch-Italiener aus Dortmund ist zweisprachig aufgewachsen und bewertet meine ersten echten Redeversuche in der neuen Sprache. Sein Fazit: Bis auf ein, zwei falsche Endungen, fehlerfrei, Experiment geglückt.

Pino ist zweisprachig aufgewachsen. Foto: Giuseppe Bellia

Von ihm lasse ich mir noch weitere Tipps geben, wie ich eine Sprache in Zukunft noch besser lernen kann. Denn auch wenn ich die nötigsten Floskeln nach einer knappen Woche kenne, behaupten, jetzt italienisch sprechen zu können, würde ich nicht. „Das Wichtigste ist, keine Angst vor Fehlern zu haben und so viel wie möglich in der neuen Sprache zu sprechen. Nur so wird man sicherer“, rät Pino, der selbst darauf schwört, Serien in Fremdsprachen zu schauen, um diese besser zu lernen.

Auch wenn ich davon noch ein Stück weit entfernt bin, fällt mein Fazit des Experiments positiv aus. Ich habe in der kurzen Zeit mehr gelernt, als ich vorher erwartet hatte. Sich eine Woche intensiv mit einer neuen Sprache auseinander zu setzen, bietet eine gute Grundlage, um sich zumindest grob verständigen zu können und motiviert, in Zukunft noch tiefer in die Sprache einzutauchen.

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