Nur drei Jahre ist es her, dass die Rot-Grüne Landesregierung in NRW die Anwesenheitspflicht an Hochschulen und Universitäten abschaffte. Die Hauptbegründung damals: Anwesenheitspflicht sei eine Einschränkung der Studierfreiheit. Jetzt möchte die neugewählte Schwarz-Gelbe Regierung dieses Verbot wieder abschaffen. Für fast 750 Tausend Studenten in NRW hieße das, wieder täglich in die Uni fahren zu müssen. Aktuell sind nur praktische Übungen und Blockseminare verpflichtend.

Die parteilose NRW Wissenschaftsministerin Isabel Peiffer-Poensgen begründet die mögliche Abschaffung des Gesetzes damit, dass Autonomie an Hochschulen wichtig sei. In einem Interview des Deutschlandfunks erklärte sie, dass Themen, wie die Anwesenheitspflicht in Gremien an den Hochschulen selber ausgehandelt werden sollten. Schließlich könne nicht bei jeder schwierigen Entscheidung der Gesetzgeber vorschreiben, was zu tun sei.

„Ich finde, dass (…) in den Hochschulen ausgehandelt werden muss, ob es eine Anwesenheitspflicht
gibt“

Vorhaben stößt auf Kritik

Bei den Betroffenen Studenten stößt das Vorhaben der Regierung auf Gegenwehr. Als „Korsett, in das sich Studenten zwängen müssten“ bezeichnet der Allgemeine Studentenausschuss der Technischen Universität Dortmund die Anwesenheitspflicht. Der Vorsitzende Julian Engelmann des Münsteraner Studentenausschusses spricht sogar von „Bevormundung“ und einem „eklatanten Verstoß gegen die Studierfreiheit“.

Auch der Deutsche Hochschulverband, die Berufsvertretung für Universitätslehrer und den wissenschaftlichen Nachwuchs sieht keine Notwendigkeit für eine Präsenspflicht. Schließlich sei die Anwesenheit eine notwendige Bedingung des Lernens und Lehrens und müsse gerade deshalb nicht vorgeschrieben werden, argumentiert er auf der eigenen Website. Allerdings gebe es Veranstaltungen, bei denen die Teilnahme der Studenten wichtig sei und eine Anwesenheitspflicht Sinn mache. Dies solle aber eine Ausnahme bleiben und dürfe keinesfalls zur Regel werden.

Dem stimmen die Studenten der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen zu. Nadine Sander beschäftigt sich als Fachschaftsvorsitzende des Studienganges Journalismus und PR mit dem Thema Hochschulpolitik. Sie sieht insbesondere ein Problem für Studenten, die arbeiten müssen, um ihr Studium oder ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Dies könnte ihrer Meinung nach noch schwieriger werden, wenn die Anwesenheitspflicht eingeführt würde.