Titelbild: @ziryshots

In der Woche lebt Christian, 31, das klassiche Kleinstadtleben: Der 2-fache Familienvater und Ehemann, der Geschäftsführer einer Software-Firma, der Anzugträger. Der, der morgens vor der Arbeit noch schnell die Hühner füttert. Doch in seiner Brust schlagen 2 Herzen: Als Rapper Buddi lebt er in der Welt der HipHops und des Battle-Raps, in der er seine Leidenschaft und seinen Ausgleich findet. Wie dieser Spagat für ihn funktioniert, erzählt er im ehrlichen Interview.

In Rap Battles geht es um die verbale Beleidigung des Gegenübers. Was war die härteste Line, die du jemals kassiert hast?
In meinem Battle gegen Vyrus hat er den Namen meines Sohnes genannt. Ich muss allerdings mit sowas rechnen, da ich stark auf den sozialen Netzwerken aktiv bin und viel von meinem Privatleben preisgebe. Ich selbst würde so etwas nicht machen und fand die Aktion auch fragwürdig, aber in einem Battle ist halt alles erlaubt! Der Typ und ich werden wohl keine dicken Freunde mehr, aber damit kann ich gut leben.

 

Wie bist du damals zum Rap gekommen?
Angefangen hat es mit 12, 13 Jahren als Fan der Musik und vor allen Dingen der lokalen Helden wie Creutzfeld & Jakob, OnAnOn oder ABS. Nach der ersten Jam in der wittener Werkstatt mit knapp 14 war ich fasziniert von der Bühnenpräsenz der MCs und wusste sofort, das will ich auch machen! Erst nur für mich und die Freunde, dann auf Open Mic Cyphers und Freestyle Battles und später dann auf eigenen Shows, mit den eigenen Alben im Gepäck.

Wie verbindest du Job, Familie und die Musik?
Alles unter einen Hut zu kriegen ist aktuell und vor allem seit den Kindern mein täglicher Hustle und die schwierigste Aufgabe! Gott sei dank habe ich eine mich sehr unterstützende Partnerin, die mich supported wo sie kann, damit ich meine Leidenschaft so gut es geht weiter ausleben kann. Aber sicherlich ist die Zeit, die ich noch für Musik aufbringen kann deutlich geschrumpft! Es war und wird zwar immer mehr als nur ein Hobby für mich sein, aber die Familie zu ernähren geht definitiv vor.

 

 

Gab es trotzdem schonmal familiäre Konflikte aufgrund von Battles?
Ich bin von vorn herein sehr offen mit meiner Musik und auch den Auftritten oder den Battles umgegangen. In meiner Firma wissen die Leute Bescheid. Meine Familie kennt jedes Release. Das hat zum Glück noch nie Konflikte hervorgerufen. Ich stehe allerdings auch zu 100 Prozent hinter allem, was ich mache oder gemacht habe. Vielleicht würde ich manche Dinge heute so nicht mehr machen, aber zu den jeweiligen Zeitpunkten in meinem Leben habe ich immer das gemacht, was sich richtig angefühlt hat!

Und wie würdest du reagieren, wenn deine Kinder mit dem (Battle-)Rappen anfangen wollen würden?
Ich würde mich freuen und hoffen, dass die alten Tracks oder Battles ihres Papis ihnen nicht peinlich sind sondern als Inspiration dienen.

 

 

Wie kriegst du alles unter einen Hut? Woher ziehst du deine Energie?
Kriege ich ja oftmals leider nicht! Ich versuche einfach jede freie Minute nicht sinnlos zu verchillen sondern in meine Kinder, meine Musik oder meine Freunde zu investieren.

Gibt es vielleicht sogar Parallelen zwischen der Rap- und der Geschäftswelt?
Ich denke, meine Rap-Erfahrung hat mir in vielerlei Hinsicht sogar geholfen. Ich bin aktuell einer der Geschäftsführer und Vertriebsleiter einer Softwarefirma. Rap ist eine extrem ich-bezogene Musikrichtung. Also geht es am Ende des Tages als Rapper, neben der Kunst, auch darum sich selbst zu präsentieren und sich selbst oder seine Story zu „verkaufen“. Durch die Bühnenerfahrung habe ich definitiv profitiert wenn es um freies Sprechen und den Kontakt mit Interessenten und Kunden geht.

 

 

Haben sich damals durch den Berufseinstieg deine Prioritäten verschoben?
Für die Familie da zu sein und sie zu versorgen ist Priorität Nummer 1. Da leidet natürlich unter anderem auch die Musik drunter. Das ist aber völlig in Ordnung.

Wie steckst du das weg, wenn du mehrere Stunden am Stück auf der Bühne beleidigt wirst?
Ich sehe das als sportlichen Wettkampf. Man weiß ja worauf man sich einlässt. Wenn man zart besaitet ist, dann sollte man sich gar nicht erst auf ein Battle einlassen. Die Inhalte meines Gegners nehme ich mir nicht zu Herzen. Eine Zeit lang habe ich allerdings YouTube-Kommentare oder Meinungen aus der Community doch stärker an mich rangelassen, als ich es hätte sollen. Im Endeffekt kannst du in einer Wettbewerbs-Liga nicht der Liebling eines jeden Zuschauers sein. Außerdem sollten die ganzen Experten in den Kommentaren erstmal selbst den Beweis im Battle Ring antreten!

Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Ich hoffe, meiner Familie geht es so gut wie aktuell und alle sind gesund, der Rest ist nebensächlich. Ich liebe meinen Beruf und hoffe auch da natürlich, dass meine Firma weiterhin besteht. Aktiv Musik machen kann ich mir mit über 40 eigentlich nicht mehr vorstellen. Aber HipHop Fan werde ich wohl immer sein.

Wer Buddi und seinen verbalen Zweikampf mal live erleben möchte, hat am 10.11. in Dortmund zu Chance dazu: