Dirk Bußler vor dem Eingang zum Trödelparadies (Foto: Johanna Schröder)

 

Konsum geht auch anders. Man muss kein Minimalist sein, um seinen ökologischen Fußabdruck gering zu halten. Das beweist der Laden von Dirk Bußler.

Der 50-Jährige ist Shopleiter im Konsumreform Trödelmarkt in der Essener Nordstadt. Gemeinsam mit Inhaberin und Partnerin Yvonne Karbach steckt er seit fünf Jahren seine ganze Energie in den Laden. In dem „etwas anderen Trödelmarkt“ kann sich jeder ein Regal mieten und dort seine alten Schätze verkaufen.

Black Friday verspricht jährlich super Angebote – Sind Sie für sowas überhaupt zu haben, wenn Sie mit ihrem Markt etwas gegen die Konsum- und Wegwerfgesellschaft tun wollen?
Das ist für uns eher nichts. Der Handel kennt die psychologischen Mechanismen, die Menschen zu Spontankäufen bringen, und arbeitet damit. Wir können eigentlich zur empfehlen, sich dem zu entziehen. Es gibt ganz viele Untersuchungen, wo die Preise über längeren Zeitraum beobachtet werden und da zeigt sich, dass es nicht wirklich billiger ist, an diesem Tag. Es ist so eine Art Hysterie, die aufgebaut wird. Das ist nicht gut für das Konsumverhalten. Lieber soll man sich überlegen, was wirklich gebraucht wird, dann kann man sich was kaufen. Aber das muss dann auch auf eine Art und Weise, wie sie bei uns gegeben ist, wieder in den Kreislauf zurückgeben werden.

Café und Shop Konsumreform – Erst kann getrödelt werden und dann kann man es sich bei einem Kaffee im vorderen Teil gemütlich machen (Foto: Johanna Schröder)

Was hat sie dazu gebracht, einen Laden zu eröffnen, der anders ist, mit dem sie soziale Verantwortung übernehmen?
Meine Freundin und ich hatten das Bedürfnis ein Ladenkonzept umzusetzen, was sich mit unseren ökologischen Vorstellungen deckt. Traditioneller Einzelhandel ist da für uns nicht in Frage gekommen. Wir haben uns dann ein bisschen intensiver damit beschäftigt und vor 5 Jahren war das Thema Regalvermietung noch nicht so präsent. Im Wesentlichen gab es so etwas in kleinen Lädchen in der Altstadt, wo dann aber eher selbstgemachte Sachen verkauft wurden. Und wir hatten dann die Idee, wieso man das nicht mit ganz normalen Dingen, Dingen des Alltags, tun sollte. Und ich glaube das hat auch einen Nerv getroffen, das Konzept kommt gut an. (grinst)

Wenn sie in einem Satz das Konzept/die Idee ihres Ladens beschreiben müssten, wie würde dieser heißen?
Puh, in einem Satz ist das natürlich schwierig. Aber vielleicht: „Verlorenes wiederfinden“. Die Sachen, die wir verkaufen waren ja meistens schon verloren in irgendwelchen Kisten oder im Keller. Und jetzt finden sie in unserem Laden einen neuen Besitzer.

Wir sind eine Community, in der zusammengearbeitet wird

Sind schon richtige Bekanntschaften oder sogar Freundschaften mit Mietern oder Kunden entstanden?
Klar! Wir haben mittlerweile auch viele Leute, die das quasi zu ihrem Hobby erkoren haben, und teilweise schon zwei oder drei Jahre bei uns sind. Insofern sind da natürlich schon Beziehungen entstanden. Wir betrachten uns selber auch nicht als Dienstleister. Wir sind eine Community, in der wir zusammenarbeiten. Ich will jetzt den Begriff Familie nicht überbeanspruchen, aber es ist schon eine Gemeinschaft, bei der die Mieter auch mit uns zusammenarbeiten. Und natürlich betrifft das nicht nur die Mieter, sondern auch die Käufer. Darunter sind viele Stammkunden.

Richtet sich der Markt an eine bestimmte Zielgruppe oder ist das Publikum bunt gemischt?
Wir sind super stolz darauf, dass wir eine sehr bunte Zielgruppe haben. Verkäufer sind oft Studenten oder Azubis, die sich etwas dazu verdienen wollen. Genauso kommen ältere Menschen oder Familien, die sich räumlich verändern und ihre Sachen loswerden wollen.

Die Käufer suchen meist die ganz einfachen Dinge des Alltags. Es kommen aber auch Leute, die etwas Besonderes, antiquarisches finden wollen.


Dirk Bußler vor der Schallplattensammlung– hierfür können auch einzelne Boxen gemietet werden (Foto: Johanna Schröder)

Die tägliche Arbeit im Schlaraffenland für Trödelliebhaber

Was mögen sie an Ihrem Job am liebsten?
Die Vielfältigkeit. Man lernt unwahrscheinlich viele, verschiedene Menschen kennen. Kein Tag ist wie der andere.

Shoppen sie auch mal selber in Ihrem Laden?
Meine Freundin und ich kaufen ganz viele Sachen bei uns. Wir müssen immer so ein bisschen aufpassen, weil es ganz viele schöne Dinge gibt. Da müssen wir uns dann ganz oft zusammenreißen, um nicht immer alles mitzunehmen und selber anzuhäufen. Das ist ja direkt auch ein Training für uns, bewusster mit Sachen umzugehen und lieber zu sagen: „Weniger ist mehr!“.

Also leben Sie auch privat nachhaltig?
Für uns ist es wichtig unseren eigenen ökologischen Fußabdruck gering zu halten. Wir haben kein eigenes Fahrzeug, nutzen nur Carsharing. Hier im Laden betreiben wir ja auch Foodsharing, was uns sehr wichtig ist. Und natürlich die Give-Box. Meine Freundin ist Veganerin. Ich persönlich bin da noch nicht ganz so weit. Aber ich versuche auch, mich möglichst schadlos zu ernähren (lacht).

Welche Art von Waren verkauft sich am besten?
Dinge, die jeder braucht. Zum Beispiel Töpfe und Pfannen. Also je mehr Dinge die Leute im Mietregal haben, die viele brauchen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie schnell verkauft sind. Aber natürlich verkaufen sich auch speziellere Sachen, wie Antiquitäten oder bestimmte Bücher. Da muss man zwar erstmal die Kunden für finden, das klappt aber dadurch, dass wir ein sehr unterschiedliches Publikum haben.
Wenn Leute uns fragen, was sie denn alles verkaufen können, sagen wir immer: „Ein bisschen alles. Außer Tieren, Menschen und Drogen ist alles möglich.“

Ihr habt auch etwas zu verkaufen oder wollt einfach mal etwas trödeln? Hier geht es zur Webseite des Konsumreform Shop: https://www.konsumreformshop.de/

Vor Eurem Besuch könnt Ihr hier nach tagesaktuellen Angeboten schauen:  https://www.facebook.com/KonsumreformShop.de/

Der Konsumreform Shop – vorne gemütliches Café, hinten der Trödelmarkt (Foto: Johanna Schröder)